Tag sechs

Heute war’s selbst für mich anstrengend und viel an Geschichte. Zwei Häuser habe ich besucht, zwei vollkommen unterschiedliche Gebäude.
Das erste war die Michelham Priory, ca. 1230 gegründet.
Bis 1537 ging alles gut und alle gingen so ihrer Wege und Beschäftigungen nach, bis Henry VIII die Dissolution lostrat und alle katholischen Abteien, Klöster, Kirchen und was sonst noch so an Religiösem herumstand, auflöste, Wertvolles entweder an sich nahm oder verkaufte und den Rest zerstörte. Es gab dann mehrere Besitzer, die sich um das Gut mehr oder weniger gut kümmerten. 1927 kam dann ein Neuanfang, der auch gleich, frisch renoviert, wieder in Flammen aufging. Das Gebäude wurde wieder aufgebaut und ist heute eine spannende Gemengelage aus verschiedenen Stilen.
Während des Zweiten Weltkriegs diente das Ensemble unter anderen den Kindern als Unterkunft, die aus den britischen Städten zur Sicherheit hierher gebracht wurden.

Michelham Priory
Ich. Sieht man's? Echt windet recht stark

Überhaupt ist das etwas, das mir oft auffällt, wenn ich im Ausland bin: Der Krieg und was während dieser Zeit an diesem oder jenen Ort passierte, wird thematisiert. Mir macht das einmal mehr bewusst, welche Auswirkungen die Taten von ein paar Menschen auf unendlich viele Einzelschicksale und Gesellschaften hatte. Auswirkungen, die bis heute so präsent sind, dass sie auch in moderneren Ausstellungen immer wieder thematisiert werden.

Das zweite Gebäude, das ich besuchte, war Penshurst Place, der Familiensitz (heute immer noch) der von und zu Sidneys. Vor ein paar Jahren wurde hier ‚Wolf Hall‘ gedreht.

Auf jeden Fall gibt es genügend Platz für alle und alles.
...und eine genügend große Gartenanlage (geht nach rechts und hinten noch weiter)

Erbaut im 14. Jahrhundert, gehörte das Ganze einst dem Duke of Buckingham.
Nachdem dieser im Jahr 1519 Henry VIII und sein Gefolge ganze drei Tage bewirtschaften und unterhalten durfte (das ganze kostete umgerechnet schlappe 1,1 Millionen Euro), fand letzterer Buckingham denn doch zu gefährlich (immerhin floss noch Plantagenetisches Blut in dessen Adern) und stellte fix sicher, dass dieser niemals mehr Kopfschmerzen haben würde.
Dem Ensemble wurde über die Jahre auch immer mal wieder etwas hinzugefügt, so dass mich auch hier mal wieder das Gefühl hatte, mich total verlaufen zu können (gut, das ist jetzt ein Gefühl, das mir nicht ganz fremd ist). Die Sidney-Familie wohnt immer noch in Penthurst Place und nutzt die Räume teilweise noch für Feierlichkeiten.
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie das ist, wenn von jeder Wand die Augen der gestrengen Vorfahren von 1552 oder 1656 auf einen herabstarren. Und lernt man eigentlich schon in jungen Jahren, welcher John Sidney welcher ist und welcher Henry Sidney (sie heißen -never change a winning team – dann ja auch alle gleich) dies und das gemacht hat? Lernt man schon früh, Rüstung zu tragen und mit dem Hellebarden umzugehen?

Eine große Feierhalle und viele Vorfahren auf vielen Gemälden.

Für gemütliches Chillen am Nachmittag.

Der heutige Tag war wunderbar, aber auch anstrengend. Nicht nur wegen all der Informationen, sondern auch, weil ich hier viel Auto fahre und die Straßen eine echte Herausforderung sind (erwähnte ich eigentlich schon die Mariannengräben?)

🥳 Fun fact (kein richtiger Fun fact. Eher eine Entdeckung):
Ich habe gestern einen Briefkasten aus viktorianischer Zeit gefunden.